Was passiert, wenn die Dämmerung das Vertraute fremd werden lässt, die Dinge sich der Sichtbarkeit entziehen und ihre Eindeutigkeit verlieren?
Anne Morgenstern erkundet die geheimnisvollen Vorstellungen von ländlicher Gemeinschaft, ihr Oszillieren zwischen Traditionen, Brauchtum und modernem Leben. Ihre Erkundungen führen die Fotografin in den Freistaat Bayern. In diesem Labor der Widersprüche macht sie sichtbar, wie Vorstellungen von „Heimat” und „Kultur” behauptet – aber auch, wie diese zersetzt und neu formuliert werden. Sie spürt die fragilen Momente auf, in denen die Sehnsucht nach Authentizität und Reinheit durchkreuzt wird von der Gewöhnlichkeit des Alltags. Im Mittelpunkt der Beobachtungen stehen die Menschen und ihre Rituale, durch welche inmitten einer diffusen Gegenwart dem scheinbar Vertrauten Geltung verschafft wird.
Im Buch REINHEIT untersucht Anne ihre «zweite Heimat» Bayern, im Westen, in die sie nach der Wende sozusagen verpflanzt worden ist.
«Ich habe ein sehr schwieriges Verhältnis zu Bayern. Bayern reibt mich auf und ich reibe mich an Bayern auf. Ich habe immer wieder Versucht diese Gegend zu umarmen, aber sie hat sich nicht umarmen lassen. Ich bin immer wieder aufgelaufen. Denn wenn ich das Gefühl bekomme, dass sich mir etwas nicht preisgibt, integer, rein bleiben will, dann bekomme ich Beklemmungen und ich versuche heraus zu finden wo der Hund begraben liegt. Und diese Arbeit hier ist der Versuch sich all dem über die Hintertür zu nähern, was sich mir nicht öffnen wollte.»